OPULENZ DES ORIENTS

Farbenprächtiges Musical in Haßfurt – Michael Göttemanns „Junge Stimmen“ begeistern

Der Ort: der Hof des Königs im persischen Großreich. Die Zeit: fünftes Jahrhundert vor Christus. Was ist dort so los? Hofintrigen, die, zugegeben, eine ganze Menge Menschen das Leben kosten könnten. Alles gut und (un)schön –aber was soll uns Heutige an einem solchen Stoff interessieren? Einiges - diese Antwort gaben die jungen Darsteller bei den zwei begeisternden Aufführungen des Musicals „Esther, Königin von Susa“ in der Haßfurter Stadthalle.

Es ist was faul im Staate Persien. Persönlich hat die junge Jüdin Esther zwar den Karrieregipfel erklommen – sie ist nach Verstoßung ihrer Vorgängerin Waschti als Frau des Xerxes Königin des Perserreiches geworden. Doch nun sieht sie sich einer abgründigen Intrige der Höflings Haman gegenüber, der die Ausrottung ihres gesamten Volkes plant. Es geht um die nackte Existenz, es geht um alles! Zusammen mit ihrem Onkel Mordechai gelingt es ihr allerdings, den Spieß umzudrehen und den Juden zu ermöglichen, ihre Feinde zu töten. An diese Ereignisse erinnert noch heute das jüdische Purimfest. Aber ist das Stoff für ein Kindermusical? „In der Tat“, sagt Regisseurin Katrin Hiernickel über das Werk des Autorengespanns Andreas Mücksch und Barbara Schatz. „Uns hat aber vor allem gefallen, dass das Stück eine starke Frau thematisiert und das ist zeitlos.“ Zeitlos fürwahr: Thea Hiernickel glänzt in der Haßfurter Aufführung als Esther, eine Frau, die sich, bis zum Äußersten gefordert, in einer Extremsituation bravourös bewährt.

„Heute trägt man andere Kleider/doch die Menschen bleiben Neider/[…] machen selber sich Verdruss“ heißt es im rhytmisch mitreißenden Stück „Freude“ gegen Ende des Musicals. Gerade die „anderen Kleider“ waren es aber, die - neben der frischen, fetzigen Musik - einen wesentlichen Anreiz für die jungen Akteure darstellten. Die Bühne als ein Ort des Traums, der dem existentiellen Gehalt des Stücks Verspieltheit, Farbenpracht und die geradezu rauschhafte Erfahrung eines Orients als Sehnsuchtsort hinzufügte. Diese Opulenz der Aufführung wurde nur möglich durch Hunderte von Arbeitsstunden, die die Mütter der Schüler ehrenamtlich in die Ausstattung der Aufführung steckten. Zwei weitere Glanzlichter waren das Bühnenbild, das die Künstlerin Elena Schwinn gestaltete und die von der professionellen Live-Band herausragend interpretierte Musik.

Nichts wäre ein Musical ohne Musik – dass diese den Theaterabend zu einem perfekten werden ließ, verantwortete der Dekanatskantor des evangelischen Dekanatsbezirks Rügheim Matthias Göttemann. Er leitet den Musicalchor der Unterstufe am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt, ein Chor, der jedoch für alle Schüler der vierten bis achten Klassen der am Schulzentrum Haßfurt vertretenen Schulen offen ist. Am Regiomontanus-Gymnasium kann man als Schüler der Klassen 5 bis 8 aus dem breiten Angebot an Wahlunterricht so auch den Chor oder das Theaterspiel wählen. Den Höhepunkt des Jahres bildet jeweils die Aufführung eines Musicals. Dabei kann man sowohl auf als auch hinter der Bühne, als Musiker oder Techniker, dazu beitragen, dass sich grandiose Erfolge wie in diesem Frühjahr in Haßfurt noch oft wiederholen.

Darsteller:

Esther: Thea Hiernickel

Mordechai: Valentin Schwinn

Xerxes: Marc-Aurel Vogel

Haman: Eric Stevanovic

Weitere Rollen: Annabel von Truchsess, Melissa Palisson, Christina Müller, Lena Bedenk, Alina Weigand, Loni Schneider, Emilia Manietta, Helena Diem, Benjamin Tully, Valentin von Tuchsess, Finn Sommer, Ann-Sophie Schäflein, Emily Maier

Band: Jewgenija Skripal, Sonja Artmann, Chen Chen, Peter Puskas, Kurt Sitterli, Stephanie Carr-Lemmerich

Technik, Ausstattung und Bühnenteam: Sonja Helas, Holger Helas, Irene Pudell, Nicole Manietta, Angelika Reinhart, Anett Schneider, Cosmin Marica, Diego Villabona

Chor- und Gesamtleitung: Matthias Göttemann

Regie: Katrin Hiernickel

Probezeiten Chor: jeweils mittwochs zwischen 13.15 und 14.30 Uhr, unverbindliches Hineinschnuppern jederzeit möglich.

 

Text: Alexander J. Wahl                                                                                                      Fotos: Katrin Hiernickel